Wartezeiten

Von Simone.

Wartezeiten können richtig spannend sein, wenn ich weiß, worauf ich warte und weiß, wann es eintreffen wird. Heute zum Beispiel bin ich inmitten der Wartezeit auf unseren morgigen Besuch. Ich freue mich darauf die Lieben zu sehen und überbrücke die hippelige Wartezeit mit Aktivität und Vorbereitung.

Als (noch) kinderloses Ehepaar kenne ich auch die (gefühlt) unendliche Wartezeit. Dabei ist klar, worauf wir warten, aber das wie und ob und wann, das ist fraglich. Solche Wartezeiten sind anstrengend, schwer zu ertragen, zermürbend. Ich warte auf eine Wegweisung Gottes, eine Antwort von IHM. Warum kann das nicht schneller gehen, denke ich so oft.

 

Der Kinderwunschweg ist gepflastert mit Wartezeiten.

Mit Hoffnung startet man in einen neuen, vielleicht fruchtbareren Monat. Gespannt, manchmal auch angespannt hört man in sich hinein. Ungeduldig und oftmals auch angespannt werden die Tage gezählt, bis man hoffentlich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hält.

Mit Hoffnung sucht man das Gespräch mit Ärzten. Gespannt, manchmal auch angespannt wartet man auf die Untersuchungsergebnisse. Die möglichen Schritte sind oft herausfordernd und die Behandlungen sind verbunden mit Wartezeiten.

Mit Hoffnung startet der Weg zum Pflege- oder Adoptivkind. Gespannt auf das Abenteuer durchläuft man die Prozesse. Ungeduldig wartet man auf diesen einen Anruf, der aus einem Ehepaar eine Familie machen kann.

Wenn der Kinderwunschweg länger und länger wird, ist es unglaublich schwer, die ungewiss lange Wartezeit zu ertragen.

 

Wie lange noch …

HERR, wie lange wirst du mich noch vergessen, wie lange hältst du dich vor mir verborgen? Wie lange noch sollen Sorgen mich quälen, wie lange soll der Kummer Tag für Tag an mir nagen? Wie lange noch wird mein Feind über mir stehen? (Psalm 13, 2-3 Hfa)

Es gibt wenig, was uns so sehr durcheinander bringt wie eine scheinbar nicht enden wollende Wartezeit. Diese Zeiten fordern uns und unseren Glauben heraus, denn sie bringen uns in Versuchung und manchmal geben wir dann unserer tiefsten Verzweiflung nach.

Anhand von zwei biblischen Personenkreisen will ich das verdeutlichen.

Dem Volk Israel dauerte es zu lange. Was sollten sie tun, bis Mose endlich wieder vom Berg Sinai herunter kommt? Ja, er hat dort eine wichtige Besprechung mit Gott und irgendwie sind sie auch schon gespannt, wie es weitergehen wird mit ihrem Volk. Dennoch sind sie des Wartens überdrüssig. Ein Gedanke ergibt den nächsten und so basteln sie sich ein Bild, einen Götzen, einen Gott (nachzulesen in 2. Mose 32).

Wenn die Wartezeit zu lange dauert stehen wir in der Gefahr den Blick auf Gott zu verlieren. Wir suchen und finden Halt, Sinn und Freude in anderen Dingen. In der Kinderwunsch-Wartezeit stehen wir manchmal auch in der Gefahr, dass der Kinderwunsch selbst uns zum Götzen wird. Denn ich glaube der Lüge, dass mein Leben nur mit Kindern reich und wertvoll ist.

Gott hatte Abraham und Sarah Kinder verheißen, aber die Wartezeit wurde zur Herausforderung für ihre Ehe und für ihren Glauben. Sie nahmen die Sache selbst in die Hand, erfüllten mit eigenen Ideen und unter Ausnutzung von Sarahs Magd Hagar, Gottes Verheißung (nachzulesen in 1. Mose 16).

Wenn die Frage „Bis wann …?“ , die (An-)Spannung der Wartezeit zu groß wird, stehe ich in der Gefahr voreilige Entscheidungen zu treffen. Investiere in Deine Ehebeziehung, so dass Ihr Euch inmitten des Kinderwunschschmerzes nicht verliert. Nehmt Euch genügend Zeit, die anstehenden Schritte zu überdenken und darüber zu beten.

 

Was kann uns/Dir inmitten herausfordernder Wartezeiten helfen?

Im Bezug auf meine persönlichen Wartezeiten sind mir einige Bibelstellen wichtig geworden, die ich Dir weitergeben möchte. Nutze sie als Ermutigung, als Wegweiser und vielleicht werden sie Dir auch zu Deinem Gebet.

 

Treffe eine bewusste Entscheidung, mit wem Du durch diese Zeit gehen möchtest!

 

Gehe mit Gott durch diese Wartezeit!

Doch ich verlasse mich auf den HERRN, ich warte auf seine Hilfe. Ja, mein Gott wird mich erhören! (Micha 7, 7 Hfa)

An Gott festzuhalten inmitten unserer Wartezeiten kann herausfordernd sein, denn er ist es, der Kinder schenken kann, aber es manchmal eben (noch) nicht tut.

Werft nun eure Zuversicht nicht weg! Es wird sich erfüllen, worauf ihr hofft. Aber ihr müsst standhaft bleiben und tun, was Gott von euch erwartet. Er wird euch alles geben, was er zugesagt hat. (Hebräer 10, 35–36 Hfa)

An Gott festzuhalten inmitten unserer Wartezeiten ist ein wertvoller und wichtiger Ankerpunkt, wenn mir die Kinderwunschreise den Boden unter den Füßen wegzieht.

Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. (Psalm 73, 23-26 Luther)

 

Suche Dir Wegbegleiter, die Dich ermutigen und Deinen Glauben stärken

–> Hier findest du Expertinnen zum Thema Kinderwunsch.

Jeder von uns soll das Wohl des anderen im Blick haben und so leben, dass er ihn zum Guten ermutigt und im Glauben stärkt. Was in der Heiligen Schrift vor langer Zeit aufgeschrieben wurde, gilt uns, wir sollen daraus lernen. Es ermutigt und tröstet uns, damit wir unsere Hoffnung auf Gottes Zusagen setzen und daran festhalten. Gott aber ist es, der uns immer wieder neuen Mut und Trost schenkt, um standhaft zu bleiben. Er helfe euch, einmütig zu sein, so wie es euch Jesus Christus gezeigt hat. (Römer 15, 2.4–5)

Wegbegleiter kämpfen mit Dir den (Gebets-)Kampf:

Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört. (Lukas 22, 32 Hfa)

 

Entscheide, wie Du Deine Wartezeit gestalten möchtest!

 

Vertraue Gottes Zeitplan

Wie Gottes Plan in puncto Kinder bei Dir aussieht, weiß nur er allein. Mich begeistert hier, was über Abraham zu lesen ist:

Abraham war damals fast 100 Jahre alt und konnte keine Kinder mehr zeugen. Auch seine Frau Sara war nach menschlichem Ermessen viel zu alt, um noch Kinder zu bekommen. Doch obwohl Abraham sich dessen bewusst war, wurde er in seinem Glauben nicht erschüttert. Er zweifelte nicht, sondern vertraute Gottes Zusage. Ja, sein Glaube wurde nur noch stärker. Er gab Gott die Ehre, fest davon überzeugt, dass Gott sein Versprechen erfüllen würde. Deshalb fand er Gottes Anerkennung. (Römer 4, 19b-22)

„Was Gott in uns tut, während wir warten, ist mindestens so wichtig wie das, worauf wir warten.“ (John Ortberg)

Ich weiß, dass es mega schwer ist, diese Worte inmitten der eigenen Wartezeit zu hören und zu akzeptieren. Aber tatsächlich ist es diese Zeit, die meinen Glauben gestärkt, mein Vertrauen in Gott größer und meine Hoffnung lebendiger gemacht hat. Egal wie unser Kinderwunschweg ausgehen wird, ich will Gott die Ehre geben und bin fest davon überzeugt, dass Gott seine Versprechen erfüllen wird – wenn nicht hier auf dieser Erde, dann in seiner ewigen Herrlichkeit.

 

Sei aktiv, nicht passiv

Jetzt will ich meinen Platz auf dem Turm an der Stadtmauer einnehmen. Dort halte ich wie ein Wachposten Ausschau und warte gespannt darauf, was der Herr mir auf meine Klage antworten wird. (Habakuk 2, 1 Hfa)

Habakuk nimmt bewusst seine Wartestellung ein. Er nimmt seinen ganz persönlichen Platz ein, seinen Posten. Dort hält er aus. Dort harrt er aus. Dort wartet er. Dort wartet er angespannt und begierig. Habakuk wartet auf seinem Posten, auf seinem Platz. Er wurschtelt nicht schon nach vorne, arbeitet nicht schon an seiner Lösung. Er lenkt sich auch nicht ab. Habakuk steht an seinem Platz und ist gleichzeitig offen für Gottes Reden.

Was ist mein Posten, auf den ich mich stellen kann?

Für mich persönlich ist es gerade mein Job, mein to-do Zuhause, mein Invest in Freunde und Wegbegleiter. Hier tu ich meinen Anteil. Und doch will ich genau an diesem Platz Ausschau halten nach Gottes Antwort, will mit allen meinen Sinnen offen sein für die Wegweisung. Und dabei will ich nicht nachlässig werden im Vertrauen auf meinen großen Vatergott. Im Vertrauen auf ihn, werde ich leben, ja, das Vertrauen in Gott rettet mein Leben.

Hoffen aber bedeutet: noch nicht haben. Denn was einer schon hat und sieht, darauf braucht er nicht mehr zu hoffen. Hoffen wir aber auf etwas, das wir noch nicht sehen können, dann warten wir zuversichtlich darauf, dass es sich erfüllt. Dabei hilft uns der Geist Gottes in all unseren Schwächen und Nöten. (Römer 8, 24b–26a)

 

Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe

„Wenn wir vor Gott einen Wunsch haben, dann dürfen wir ihn auf offener Hand tragen. Das bedeutet, Gott kann den Wunsch auch aus unserer Hand nehmen. Er kann auch stattdessen etwas anderes hineinlegen, was viel schöner ist, als das, was ich mir vorstellen konnte.“ (Dr. Ute Buth)

Mir persönlich haben diese Worte Freiheit geschenkt. Ja, ich darf den Kinderwunsch in meiner Hand halten. Es wird die Zeit kommen, in der ich meine Hand langsam öffnen darf und kann. Das wird Mut kosten und auch den Entschluss von mir fordern, meinen Wunsch Gott hin zu halten. Es wird nicht von jetzt auf gleich geschehen, es wird seine Zeit brauchen. In diesem Prozess kann und darf ich Gott vertrauen, dass er mir den Kinderwunsch nicht entreißen wird. Er sieht ihn, nimmt ihn wahr, respektiert ihn. Ich habe erlebt, dass Gott trotz meines Kinderwunsches auf meiner Hand, mir Aufgaben zutraut, zuspricht, mir Dinge in die Hand legt, in die es sich lohnt zu investieren.

 

Entscheide Dich, dankbar zu sein

Nie werde ich aufhören, auf dich zu hoffen – immer mehr will ich dich loben. Deine machtvollen Taten will ich rühmen, Herr, mein Gott! Auf dich ist Verlass – das allein werde ich weitersagen! (Psalm 71, 14+16 Hfa)

Inmitten der Kinderwunschzeit Gott loben, das kann sehr herausfordernd sein. Mir war und ist es eine große Hilfe, Dinge zu suchen, für die ich dankbar sein kann. Das sind ganz sichtbar mein Mann, ein guter Job, Freunde auf meinem Weg, kleine und große Dinge, die mein Herz erfreuen. Und da ist Gott, der heute, morgen und in alle Ewigkeit der gleiche treue, liebende, fürsorgende Vater ist. Ja, auch wenn mein Wunsch bisher unerfüllt blieb, so bin ich dankbar für die Wegstrecke, die ich mit Gott gehen durfte, denn ich habe viele kleine Wunder erlebt, die hier aber den Rahmen sprengen würden.

Egal wie meine Wartezeit ausgehen wird und welche Wartezeiten ich noch erleben werde, ich möchte einstimmen in die Worte aus Psalm 13, 6:

Ich aber vertraue auf deine Liebe und juble darüber, dass du mich retten wirst. Mit meinem Lied will ich dich loben, denn du, HERR, hast mir Gutes getan. (Hfa)

… was braucht es der Worte mehr 😊

 

Simone ist Leiterin der Hannahs Initiative. Ihr Herz schlägt für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, mit denen sie gemeinsam den Weg geht.

Dieser Artikel entstand inmitten mehrerer Lebens-Wartezeiten

 

Du hast auch etwas zum Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt oder Elternsein zu sagen? Wir sind immer auf der Suche nach ermutigenden Beiträgen und freuen uns, von dir zu hören!

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Gott gefunden zwischen Kinderwunsch und Fehlgeburten

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